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Deutschland

Eva Otter lebt seit zwanzig Jahren mit Lungenhochdruck 

Viele kennen Frau Otter als das vertrauenswürdige "Gesicht" dieser Erkrankung durch ihre jahrelange intensive Patientenvertretung bei den gemeinnützigen Organisationen PH Austria und PHA Europe.

Lungenhochdruck ist eine seltene Erkrankung, die jeden in jedem Alter treffen kann und noch nicht heilbar ist.

Wir hatten kürzlich die Gelegenheit, mit Eva Otter über ihre persönlichen Erfahrungen und ihre Hoffnungen für die Zukunft zu sprechen.

Szenen aus unserem Gespräch mit Eva Otter, Präsidentin von PHA Europe, Vizepräsidentin von PH Austria und Patientenvertreterin

Bildnachweis: Ludwig Schedl, APA OTS

Gespräch mit Eva Otter

Frau Otter, bitte erzählen Sie uns ein wenig über sich.
"Ich heiße Eva, bei mir wurde 2003 Lungenhochdruck diagnostiziert. Zu dieser Zeit war ich eine vielbeschäftigte medizinische Laborleiterin in Niederösterreich und habe meinen Chef auch bei Konferenzen, mit Veröffentlichungen etc. unterstützt. Nachdem ich mich schon seit einiger Zeit unwohl gefühlt habe und keine Besserung eingetreten ist, obwohl ich die Ratschläge meiner Ärzte befolgt habe - mehr Sport treiben, abnehmen, weniger arbeiten, meinen Lebensstil ändern - habe ich einfach nicht die Zeit oder die Energie gehabt, meinen Zustand weiter zu untersuchen. Schließlich hat mir mein Arzt gesagt, dass es "zu spät" sei, wenn ich die diagnostischen Tests noch länger hinauszögere. Das ist ein Schock für mich gewesen, so dass ich aktiv geworden bin, um herauszufinden, was mit mir los war, und um eine medizinische Diagnose zu erhalten."

 Wie war es, als die Diagnose Pulmonale Arterielle Hypertonie gestellt wurde?
"Es hat sich angefühlt, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. In dem Moment weißt du nicht mehr, wie dein Leben aussehen wird und du verlierst dein Selbstvertrauen. Was mich gerettet hat, war, dass ich schnell mit den richtigen Ärzten und unserer Selbsthilfegruppe in Kontakt gekommen bin. Das hat mir geholfen, Zugang zu häuslicher Pflege, psychologischer Betreuung und vor allem zu anderen Patienten zu finden."

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Eva Otter Präsidentin | PHA Europe

"Wir wissen, dass wir die bestmögliche Lebensqualität erreichen können, wenn wir unsere Gesundheit selbst in die Hand nehmen.  Denn wir kennen unseren eigenen Körper besser als jeder andere."

Wie wirken sich Ihre Symptome auf Ihre Lebensqualität aus?

„Oft ist mir schwindlig und ich habe einen Druck in der Brust. Ich bin erschöpft, und meine Muskeln schmerzen. Und vor allem Kurzatmigkeit. Es fällt mir schwer zu atmen. Es gibt Tage, an denen es mir nicht so gut geht, dann kann ich nicht mehr rausgehen. Es ist nicht mehr möglich, einen Hügel oder gar eine Treppe hinaufzusteigen. Es ist eine erschreckende, aber auch großartige Reise gewesen, um wieder Freude und Frieden mit meiner Situation zu finden. Dafür war ein ganzheitlicher Zugang nötig.“

 Wie haben Sie Ihre Ängste in den Griff bekommen?
"Zu der Zeit, als ich die Diagnose erhalten habe, konnte ich mir nicht vorstellen, was das für mein Leben bedeuten würde, was passieren würde. Eines der schwierigsten Dinge für mich war, nicht mehr zu arbeiten. Aber die größte Herausforderung besteht für mich darin, mir einzugestehen, dass ich krank bin und nicht mehr alles tun kann, was ich früher getan habe. Es hilft sehr, sich mit Gleichgesinnten zu treffen, um besser mit der Krankheit umgehen zu können, wie wir es in unserem Verein tun können. Es sollte kein Tabu sein, sich um seine psychische Gesundheit zu kümmern und sich von einem Psychologen helfen zu lassen."

Wie leben Sie mit der Krankheit?
 "Die Wahrnehmung der Krankheit ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Manchmal kann man die Verzweiflung in den Augen der Patienten sehen. Für mich ist es wichtig, dass ich so lange wie möglich keine Hilfe von anderen brauche. Und es ist für uns alle sehr wichtig, über neue innovative Behandlungsmethoden informiert zu sein.
Ein weiterer Aspekt ist der Kampf gegen die Isolation. Meine Familie ist immer da, wenn ich Hilfe brauche, sie versteht meine Situation. Für mich ist die wichtigste Botschaft: Gib niemals auf! Sie sind mit PAH derselbe Mensch wie vor Ihrer Erkrankung. Du bist immer noch "du"."

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Eva Otter Präsidentin | PHA Europe

"Für mich ist die wichtigste Botschaft: Niemals aufgeben! Sie sind mit PAH derselbe Mensch wie vor Ihrer Erkrankung."

Wie kann jemand mit einer PAH-Diagnose Lebensqualität finden?

"Ich habe gelernt, dass die Kontrolle über die eigene Gesundheit uns die bestmögliche Chance gibt, unsere Lebensqualität zu verbessern. Denn schließlich kennen wir unseren eigenen Körper besser als jeder andere. Um dies zu erreichen, brauchen wir Unterstützung und vertrauenswürdige Werkzeuge für den Umgang mit der Krankheit.
Ich glaube, der beste Weg, dies zu tun, ist, Teil einer Selbsthilfegruppe zu werden. In meinem Fall ist das die PH Austria. Ich weiß, dass ich ohne die medizinische Behandlung und die PH Austria nicht so leben könnte, wie ich es heute tue, und deshalb bin ich so motiviert, andere dazu zu bringen, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen und ihnen den Zugang zu einer hochwertigen medizinischen Versorgung zu ermöglichen."

Wie hat sich Ihre Lebensqualität für Sie verändert?
"Die PAH-Diagnose war der Beginn einer Reise, die mich dazu gebracht hat, meine Krankheit zu akzeptieren und einen Lichtblick in meinem Leben zu finden, das eine völlig andere Richtung genommen hat als die, die ich geplant hatte. Schritt für Schritt habe ich gelernt, mit dieser Krankheit umzugehen und ein anderes, erfülltes Leben zu führen, indem ich anderen Patienten helfe.

Ich fühle mich jetzt endlich wieder frei, mir neue Ziele zu setzen: Ich würde gerne mit meinem Enkel ein Konzert von Lady Gaga sehen - darauf freue ich mich schon sehr."

Welche Ziele, abgesehen von Ihren persönlichen, wollen Sie innerhalb der PHA Europe verfolgen?
Als amtierende Präsidentin der PHA Europe bin ich in der Lage, für PAH-Patienten etwas zu bewegen; die Finanzierung von medizinischer Behandlung und Geräten in unterrepräsentierten Teilen Europas voranzutreiben, den Zugang zu häuslicher Pflege und psychosozialer Unterstützung zu verbessern und ein integriertes Angebot für PAH-Patienten zu schaffen.

Eva Otter Präsidentin | PHA Europe

"Die vergangenen Jahre haben uns allen klar gemacht, dass sich die Welt zwar verändert hat, wir aber, wenn wir zusammenarbeiten, auch die schwierigsten Zeiten überstehen können."

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Mehr darüber:

Weitere Informationen zur pulmonalen arteriellen Hypertonie:
https://www.phaeurope.org/
https://lungenhochdruck.at/